Gedanken zu einem Dienst am Menschen   01.03.03

Bericht ĂŒber eine Arbeit in einer Altenheim-TagesstĂ€tte

 

„Ich lebe, und ihr sollt auch leben“, das ist ein Zitat, das uns bekannt vorkommen sollte. Aber was bedeutet es?

FĂŒr mich steckt dahinter der Dienst am Menschen. Eben, weil ich lebe, und es mir gut gehen mag, möchte ich auch, dass es anderen gut geht. Ich habe also auch eine Verantwortung fĂŒr meine Mitmenschen, vielleicht sogar eine Verpflichtung, anderen beizustehen.

Und das kann man doch wohl am ehesten ausfĂŒhren in einem Dienst an anderen Menschen.

Seit einiger Zeit habe ich mir da eine Aufgabe ausgewĂ€hlt. Über GesprĂ€che mit einem Ehepaar bin ich im Evang. Altenheim gelandet. Es gab zuerst ein paar Besuche bei verschiedenen Leuten in ihrem Zimmer, dann Mittag-Essen in der Cafeteria mit anderen zusammen.

Dann besuchte ich einmal die TagesstÀtte, in der sich alte Menschen treffen, um gemeinsam den Tag zu verbringen. Es sind Alzheimer Erkrankte, also Àltere Leute, die einen gewissen GedÀchtnisverlust haben.

Sie werden jeden Morgen gebracht, auch mit einem kleinen Bus, und gegen 16.00 wieder abgeholt. Auch von der Station sind welche da. Zusammen wird morgens erst mal Kaffee getrunken und Brötchen gegessen. Dann wird das Mittagessen besprochen, wobei alle VorschlĂ€ge gesammelt und dann abgestimmt wird. Ein Zivi geht dann einkaufen. Meist ist GemĂŒse dabei und auch Obst.

An zwei grossen Tischen werden dann Kartoffeln geschÀlt, Salate geputzt und China-Kohl geschnippelt, auch Paprika, Zwiebeln und Tomaten. Jeder kann mithelfen und hat damit eine Aufgabe. Man unterhÀlt sich dabei und die Betreuerinnen schenken laufend Sprudel ein.

SpĂ€ter geht dann die grosse Kocherei los. Die Leiterin dieser Station und HilfskrĂ€fte, auch ehrenamtliche eben, bereiten dann das Mittagessen in der dazugehörenden KĂŒche zu.

Geschirr wird eingerĂ€umt in die SpĂŒlmaschine, dann wieder weggestellt und Teller zum Essen bereitgehalten. Meist nach 13 Uhr wird dann angerichtet. Jeder hat dabei seinen Platz. Manche werden gefĂŒttert.

Nach dem sehr grossen Abwasch und AufrÀumen kehrt etwas Mittagsruhe ein. Wenn gutes Wetter ist, gehen wir dann mit einzelnen in den kleinen Park und spazieren herum. Dabei reicht man sich die HÀnde und geht ganz langsam die Wege. Auf einer lÀngeren Bank kann man sich auch hinsetzen und die wÀrmende Sonne geniessen.

Wieder oben im Zentrum angekommen, wird Kaffee ausgeschenkt und GebÀck und Kuchen dazu gereicht.

Es werden Zeitungsberichte oder auch Geschichten vorgelesen, man spielt Memory, oder gestaltet ein Puzzle. Allerhand Bastelkram ist ebenso angesagt. Die Zeit vergeht kurzweilig, denn dauernd ist etwas los. Als Betreuer muss man auf die Leute aufpassen, die immer wieder herumlaufen. Muss mit ihnen reden und ihnen Zuwendung geben. Auch Geborgenheit, Anerkennung und Liebe vermitteln und sie diese auch spĂŒren lassen.

Die alten Menschen sind dankbar dafĂŒr, und das merkt man auch. Die gemeinsame Fröhlichkeit, auch mit dem Personal, steckt an. Wir hören oft schöne Musik dabei, singen mit oder tanzen gar lustig.

Es ist gar nicht so einfach fĂŒr die Leiterin Birgit, alles unter einen Hut zu bringen. Aber mit ihrer lachenden Ausstrahlung schafft sie es ganz gut. Wir sind alle froh, sie zu haben. Auch der Zivi ist recht fröhlich und die anderen.

Ich denke, die alten Leute sind hier gut geborgen, man geht auf sie ein. Und auch ich spĂŒre eine ErfĂŒllung wenn ich nachmittags heimgehe, die mich enorm trĂ€gt. Dieser Dienst berĂŒhrt mich sehr. Beim Mittagessen sollte ich einmal einem Bewohner das Essen klein schneiden. Ich tat dies sehr gerne, und hatte RĂŒhrung dabei, diesem Menschen helfen zu können. Auch ein anderes Erlebnis gab mir zu denken: eine Mitarbeiterin wusch und pflegte die Beine und FĂŒĂŸe von zwei Patienten. Ich dachte nĂ€mlich dabei an die Fußwaschung von Jesus.

Es gibt immer wieder Augenblicke, wo man dankbar ist und wird. FĂŒr das Leben, diese Dienste, diese Menschen, das Zusammensein in grosser Runde. Das Arbeiten hier kann mehr geben als gewöhnlich im Alltag, wo man sich nur bedienen lĂ€sst, Essen geht, SpaziergĂ€nge macht. FĂŒr mich ergeben diese Dienste, die einem gar nicht so leicht fallen und auch Opfer bringen, Geduld, Demut, ZurĂŒckhaltung fordern; ergeben eben diese Dienste das echte Bild eines Christen, wo ich mich trotzdem wohlfĂŒhlen kann. Und damit kann ich auch diesen Jesus und sein Leben begreifen und erst verstehen.

Es sind Dienste, die eben ins Herz gehen, in die Seele. Und sie bereiten mir Freude und ErfĂŒllung. Und ich kann dankbar sein. --- FĂŒr das Leben, fĂŒr die Menschen, fĂŒr Gott.