|
Eingetragen am 20.11.01
In der Gegenwart zu leben, ist die einzige Art und Weise, zu leben.
Jeder trägt die Wahrheit in seinem eigenen Sein, aber nur ganz
wenige Menschen dringen bis zu ihrem Zentrum vor, die meisten laufen ständig an der Peripherie herum. Die periphere Aktivität ist Philosophie, und der Sprung von der Peripherie in das Zentrum ist das, was ich
Religion nenne.
Alles ist mit allem verbunden, jedoch unsere Sinne schaffen Abgrenzungen.
Es ist genau wie die Wellen des Ozeans: an der Oberfläche besteht
jede Welle für sich, von den anderen getrennt, aber darunter ist der ganze Ozean, da gibt es keine Wellen mehr. Diese ozeanische Erfahrung, diese Erfahrung von Einssein ist Wahrheit. Und Wahrheit befreit oder kann
befreien.
Das grenzenlose Bewusstsein, dieses ozeanische Bewusstsein, ist
unser wahres Sein. Das ist es, was wir sind.
Schau nach innen, schau in dich hinein, und das Königreich Gottes
ist dein. Wir haben es nie verloren, nicht einmal für einen einzigen Augenblick. Tatsächlich können wir es gar nicht verlieren, sogar wenn wir wollten, es ist unser Sein an sich. Aber aufgrund unserer eigenen
Entscheidungen sind wir Bettler geworden, aufgrund unserer eigenen Dummheit. Wir haben vergessen, wie man die Sprache unserer inneren Schriften liest, und wir suchen in den Veden und im Koran und in der Bibel ...
Wir werden große Schriftgelehrte, aber nicht reich, wir bleiben so arm wie immer.
Reichtum entsteht nur auf eine einzige Art und Weise: indem man
nach innen geht. Denn dort ist diese Goldmine, der Schatz, der unerschöpfliche Schatz.
Gehe nach innen, stimme dich auf dein Inneres ein, und dann
entsteht große Freude – unaufhörlich. Erst dann ist das Leben bedeutsam, niemals vorher. Erst dann ist das Leben wirklich LEBEN, niemals vorher.
Ein intelligenter und vor allem sensibler Mensch hört auf seine
eigene inner Stimme. Er fühlt sein eigenes Wesen und handelt danach, egal wie hoch ein Risiko sein mag. Ohne dieses Lebensrisiko geht es eben nicht! Wenn du andere nachahmst, ist das Risiko geringer. Wenn du
niemanden nachahmst, stehst du allein da. Ohne dieses Risiko geht es nicht! Aber das Leben findet nur für Leute statt, die wagemutig und gefährlich leben. Das Leben findet nur für Leute statt, die das Abenteuer
lieben, die wagemutig sind, ja beinahe tollkühn – nur für die findet das Leben statt. Für die lauwarmen Leute findet das Leben nicht statt. Ein intelligenter Mensch vertraut sich selbst. Sein Vertrauen ist dann
absolut. (nach Osho)
Ich habe den Spruch „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ gelernt,
aber überwiegend erlebt, dass Wagnis von fast allen gefährlich und auch unerwünscht gesehen wurde. Wagen und riskieren ist fast eine Form von Gottesversuchung, sagt man, oder glaubt es, ohne es zu sagen. Als könnten
wir Gott versuchen.
Und so habe ich gelernt, dass es besser ist, wenn man sich an die
Regeln hält. An die Regeln der Vorväter, weil es sich bewiesen hat, dass sie auf dem rechten Weg waren.
Ich habe gelernt, dass neue oder die neuen Gedanken fast immer
schlimm oder böse sind, weil sie einer Rebellion gegen die Ordnung entspringen. Und Ordnung muss doch sein. Immerhin ist auch Gott ein Gott der Ordnung.
Man hat mir gesagt, dass eigene Gedanken aus der Tiefe und Untiefe
eines geschädigten Herzens kommen. Meines Herzens. Und wenn ich das nicht glauben konnte, dann war gerade das der beste Beweis, dass es mit mir nicht stimmen konnte.
Und so habe ich gelernt, dass Gott sich selbst festgelegt hat,
damals, und inzwischen nichts mehr hinzufügt.
Ich habe gelernt, dass ich verdammt bin, alles immer nur zu
wiederholen, genauer, exakter, gewissenhafter, liebevoller, christlicher; dass ich kein Original bin, das begabt ist mit dem Geist Gottes, erfinderisch und unterwegs, frei und geliebt.
So habe ich den Glauben an mich verloren, und man sagte, es wäre gut so.
Jetzt begreife ich die Finsternis dieser Zerstörung und löse mich
aus ihr. Ich konzentriere mich auf die Freiheit des Geistes, der mich zu unendlicher Vielfalt ermuntert. Der Weg ist blutvoll, manchmal blutig, aber voller LEBEN.
(Auch bei Jesus war dies so.)
|